Michael Hüttenberger

 

Spurensuche
so abwegig dieses Kloster auf 
geschenktem Land der lange Marsch zu 
300 Jahre Geschichte Suchgrabungen 
dass sich der Wald lichte in Stille eine 
Ihlowsion von Raum von roten Säulen 
gestähltes Buchenholz nachgemauert in 
die 3. Dimension geostet Stahlgitter mit 
Efeu imaginierte Schiffswände ein 
dänischer Architekt das Lindengeviert 
die Preußenbäume ein viertel 
Jahrtausend später aufgewachsen aus 
Ruinen von Reformation untergrabene 
Fundamente Glaubensfeste nach 
Norden stürzend ein Backsteingrab mit 
Gebeinen eines sehr großen Mannes ein
Hundeskelett ein Toter im Fass und 
Kinderknochen in Berlin untersucht die 
Miniatur Christophorus Beigabe zur 
finalen Wanderung das Archiv der 
Geschichte beraubt der letzte Abt mit
Familienanschluss evangelisch geworden 
wie der Altar der helle Klang des 
Glockenschlags mahnt vom tiefen 
Himmel die Köpfe neigen sich in 
Demut spiegeln Dämonen können 
Treppen steigen

 



Klosterstätte Ihlow

Ein langer Marsch ins Mittelalter steht bevor,
auf gradem dunklen Weg, der schier unendlich geht,
bevor der Wald sich lichtet. Dort, im Abseits, steht
ein schlankes Stahlskelett, imaginiert den Chor,


der Linden Grün wächst hoch ins dunkle Rot empor,
wo leiser Wind die ersten welken Blätter weht
um neue Säulenstumpfgevierte, wo beredt
die alten Steine Zeugnis geben. Hier erkor

dereinst der Zisterzienserorden Raum und Zeit,
Kultur und Religion, es schien, zur Ewigkeit.
Dreihundert Jahre später säkular besiegelt,

geopfert dem Altar der Herrlichkeit. Uns schwant,
woran der helle Klang des Glockenschlages mahnt,
wenn uns, geneigten Hauptes, sich der Himmel spiegelt.


                                                    
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